Potosí & Cerro Rico: Geschichte und Minentour

Sep. 12, 2025 | Blog, Bolivien, Südamerika

Potosí zählt zu den geschichtsträchtigsten Städten in Südamerika und gilt mit rund 4.090m Höhe als eine der höchstgelegenen Großstädte der Erde. Die Stadt wurde 1545 aufgrund eines Fundes riesiger Silbervorkommen im 4.800m hohen Cerro Rico – der reiche Berg – gegründet. Dies war der Beginn von Reichtum sowie Kolonialismus in der Region. Potosí wuchs rasch zur größten und reichsten Stadt der damaligen Welt mit über 200.000 Einwohnern im 17. Jh. Heute bietet die Stadt eine faszinierende Mischung aus Kolonialgeschichte, Minenkultur und authentischem Altiplano-Flair.

Der lebhafte Plaza 10 de Noviembre

Potosí pulsiert zwischen kolonialer Pracht und lebendigem Alltag. Die engen Kopfsteinpflasterstraßen schlängeln sich durch bunte Häuserfassaden, vorbei an kleinen Läden, Märkten und Kirchen. Auf den Plätzen sitzen Menschen in traditionellen Andenkleidern, verkaufen Koka-Blätter oder plaudern in der Sonne. Zwischen den historischen Gebäuden tuckern bunte Minibusse, Motorradtaxis und ab und zu Pferdekutschen durch die Straßen – ein quirliges Durcheinander, das den einzigartigen „Andenvibe“ der Stadt spürbar macht.

Sieht man in der Andenregion häufiger: Schuhputzer

Cerro Rico – der „reiche Berg“

Die damalige spanische Kolonialmacht baute das Silber durch Zwangsarbeit von indigenen Völkern und versklavten Afrikanern ab. Es heißt, dass so viel Silber nach Europa floss, dass man damit eine Brücke über den Atlantik hätte bauen können. Gleichzeitig starben Millionen Arbeiter unter unmenschlichen Bedingungen in den Minen. Insgesamt sollen acht Millionen Menschen in und durch die harten Arbeitsbedingungen in der Mine seit dem Beginn des Silberabbaus umgekommen sein. Der Cerro Rico trägt daher nicht ohne Grund den Beinamen „Berg, der Menschen frisst“.

Blick auf den Cerro Rico

Im 19. Jahrhundert gingen die Silbervorräte zurück, und Potosí verlor an Bedeutung. Die Stadt und der Cerro Rico gehören seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe – allerdings steht der Berg heute auch auf der Roten Liste, da er durch jahrhundertelangen Bergbau strukturell instabil geworden ist.

Anreise nach Potosí

In Potosí gibt es zwei Busbahnhöfe – den alten, Antigua Terminal, und den neuen. Richtung Uyuni fahren die Busse noch den alten Terminal an, der recht zentral gelegen ist. Die Busse Richtung Sucre hingegen fahren den neuen Busterminal an, der etwas außerhalb der Stadt liegt. Potosí ist gut mit dem Bus von den umliegenden Städten erreichbar, die Straßen sind ausgebaut und es gibt viele tägliche Verbindungen:

  • Von Sucre: ca. 3-4 Stunden
  • Von Uyuni: ca. 6-7 Stunden
  • Von La Paz: ca. 9-10 Stunden Busfahrt, oft über Nacht

Beste Reisezeit für Potosí

Potosí kann das ganze Jahr über bereist werden, aber es gibt Unterschiede:

Mai – Oktober (Trockenzeit):

  • Kalte Nächte (bis -5 °C), aber sonnige Tage
  • Beste Zeit für Stadtbesichtigung & Minentour

November – März (Regenzeit):

  • Wärmer, aber gelegentliche Regenfälle
  • Landschaft grüner, Straßen können schwieriger sein

Tipp: Wegen der extremen Höhe kann Höhenkrankheit auftreten – langsame Akklimatisierung, viel Wasser trinken und Coca-Tee helfen.

Highlights & Sehenswürdigkeiten in Potosí

Belebte Gassen in der Altstadt von Potosí

1. Unsere private Minen-Tour in den Cerro Rico

Der legendäre Cerro Rico ist das Wahrzeichen der Stadt. Noch heute wird unter extrem harten Bedingungen Silber, Zink und Zinn abgebaut. Viele Touranbieter ermöglichen Besuche in die noch heute aktive Mine. Diese Touren sind nichts für schwache Nerven und Klaustrophobiker – man erlebt hautnah, wie gefährlich und hart der Alltag der Bergleute ist.

Am Eingang des Cerro Ricos

Unsere Minentour: Marco Polo Tours mit Willy:

  • Der Guide spricht neben Spanisch auch Deutsch, Französisch und Englisch
  • Respektvoller Umgang mit den Kumpels
  • Kommt selber aus einer Minen-Familie und hilft gelegentlich noch mit aus
  • 150 BOB pro Person (inkl. Ausrüstung, 2025)
  • WhatsApp an: +591 724 263 78

Unser Erfahrungsbericht

Wir mit Schutzkleidung und unserem Guide Willy

Bevor wir die Mine betraten, zogen wir Schutzkleidung und einen Helm an. Am Eingang der Mine kamen immer wieder Ruß verschmierte Minenarbeiter mit den vollgeladenen Loren aus dem Tunnel. Da die dunklen Gänge des geschichtsträchtigen Ortes sehr eng sind, mussten wir warten, bis der Eingang frei war. Unser Guide Willy führte uns durch die Mine. Wir begegneten häufig den Mineros, dann hieß es schnell Platz machen und an die Wand stellen. Die Dunkelheit und die Luft waren erdrückend – die einzige Lichtquelle war auf unseren Köpfen in Form einer Stirnlampe.

Minenarbeiter mit Lore

Die Männer arbeiten ohne die Hilfe moderner Maschinen und ohne ausreichenden Schutz. Die Tage sind meistens sehr lang, es wird im Schichtsystem gearbeitet und nur Sonntag ist frei. Die Lebenserwartung liegt aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen bei gerade mal 40-50 Jahren. Viele beginnen mit dem Arbeiten in der Mine schon als Jugendliche. Der Verdienst variiert stark nach den Erfahrungen und liegt zwischen $150 und maximal $650 pro Monat. 

Die Schutzfigur El Tío

In den Minenschächten stellen die Kumpel Figuren des Teufels, genannt El Tío, auf. Sie bringen ihm regelmäßig Opfergaben wie Zigaretten, Kokablätter oder Alkohol, um seinen Schutz zu erbitten. Bevor wir die Tour antraten, kauften wir für die Bergleute und El Tío Softgetränke, Kokablätter, Zigaretten und 96-prozentigen Alkohol auf einem lokalen Kumpel-Markt. Er wacht im Inneren über das Leben (und Sterben) im Berg. Während wir dort verweilten, hörten wir immer wieder Explosionen durch Dynamitstangen.

Fragwürdige Geschenke für die Minenarbeiter

Die Rückkehr ans Tageslicht nach der etwa zweistündigen Tour fühlte sich sehr befreiend an. Die Sonne blendete, die Luft war kühl und wunderbar frisch. Was waren wir froh, den Berg unbeschadet hinter uns gelassen zu haben. Die Tour gibt einen unverblümten Einblick in eine Welt, die man sonst nur aus Geschichten hört und die uns die harte Realität gezeigt hat.

2. Casa de la Moneda (Königliche Münzprägestätte)

Im Innenhof des Casa de la Moneda

Das beeindruckende Museum Casa de la Moneda befindet sich in einem der bedeutendsten kolonialen Gebäude Südamerikas, das im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Sie war eine der wichtigsten Produktionsstätten für Silbermünzen für das spanische Reich und weltweit. Hier wurde jahrhundertelang Silber aus dem Cerro Rico zu Münzen geprägt. Heute erzählt das Museum die Geschichte von Kolonialismus, Sklavenarbeit und Reichtum. Es gibt viele interessante Räume und Ausstellungsstücke, die die Geschichte und deren Bedeutung veranschaulichen.

Eines der bedeutendsten kolonialen Gebäude Latainamerikas

  • Eintritt in die Casa de la Moneda: 40 BOB (2025), nur im Rahmen einer Führung möglich
  • In englischer und spanischer Sprache
  • Unsere Führung auf Englisch startete um 11 Uhr
  • Dauer etwa 1,5h
  • Fotografieren kostet 20 BOBs extra
  • Es gibt Schließfächer für die Rucksäcke
  • Öffnungszeiten: Di. – So. 9.00 bis 16.30 Uhr (Mo. Ruhetag)

3. Historische Altstadt & koloniale Architektur

Wunderschöne koloniale Architektur

Die Altstadt von Potosí zählt zu den am besten erhaltenen kolonialen Stadtzentren Südamerikas und wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Ihre Entstehung geht auf das 16. Jahrhundert zurück und bezaubert mit engen Gassen, mit mehr als 20 barocken Kirchen, zahlreichen Klöstern, bunten Kolonialfassaden und Aussichtspunkten. Der Stadtgrundriss und viele Gebäude spiegeln die spanische Kolonialarchitektur wider mit massiven Steinportalen, gepflasterten Gassen und eindrucksvollen Innenhöfen. Besonders sehenswert:

  • Kolonialbauten rund um den Plaza 10 de Noviembre mit der Kathedrale von Potosí
  • Church of Saint Lawrence of Carangas mit wunderschöner Fassade
  • Iglesia de San Martín / San Sebastián / San Agustín

4. Glockentürme und Aussichtspunkte

Viele Glockentürme und Kirchen machen das Stadtbild aus

Viele der Kirchen und Gebäude bieten zudem tolle Aussichtspunkte über die Dächer der Stadt und den Cerro Rico. Die Eintrittspreise sind mit 10–30 BOB gering und beinhalten oft eine interessante Führung.

  • Torre de la Compañía – ein barocker Turm an der Plaza 10 de Noviembre
  • Church of Saint Francis – im Rahmen einer Führung
  • Church of Saint Lawrence of Carangas
  • Mirador Kuntur Wasi – zwar kein Turm, aber ein beliebter Aussichtspunkt auf einem Hügel nahe der Stadt

Unsere Café- und Restaurant-Tipps

Potosí bietet jetzt keine große Auswahl an fancy Restaurants und hippen Cafés, aber wir haben trotzdem eine kleine Empfehlung für ein günstiges Mittagessen, eine entspannte Tasse Kaffee und ein sättigendes Abendessen in gemütlicher Atmosphäre für dich:

Waffeln & Kaffee im Bücherladen

  • Cronopios Café: Absolute Empfehlung. Es gibt sehr guten Kaffee und leckere Waffeln serviert in einem kleinen, schnuckeligen Bücherladen.
  • Restaurante Vegetariano: Salat, Suppe und Hauptgericht vegetarisch für nur 16 BOB pro Person inklusive einem tollen Ausblick auf den Cerro Rico und die umliegende Stadt.
  • El Cárcamo del Gato: Es gibt einige vegetarische Hauptgerichte wie Pasta oder Suppen zur Auswahl, das Ganze in einem gemütlichen Ambiente. Kalapurka ist eine typische reichhaltige und sehr würzige Suppe aus der Region.

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