Der Titicacasee ist nicht nur der höchstgelegene schiffbare See der Welt, sondern auch einer der spirituellsten Orte Südamerikas. Der westliche Teil gehört zu Peru und der östliche zu Bolivien. Zwischen schneebedeckten Andengipfeln, türkisblauem Wasser und jahrhundertealter Inka-Geschichte liegt ein Ort voller Mystik: die Isla del Sol bei Copacabana, Bolivien. Für uns ein ganz besonderer, friedlicher Ort, wo wir zur Ruhe kommen und unsere Reiseakkus aufladen konnten.
Spektakuläre Ausblicke von der ganzen Insel
Anreise von La Paz nach Copacabana
Von La Paz aus ist Copacabana leicht mit dem Bus erreichbar. Täglich fahren mehrere Direktverbindungen vom Hauptterminal de Buses ab. Wir sind mit dem Unternehmen Trans Titicaca gefahren und haben 45 Bs bezahlt (2025). Die Tickets kann man vorab bequem online buchen oder, wie wir, im Hostel. Die Fahrt dauert etwa 4 Stunden und führt durch spektakuläre Andenlandschaften. Kurz vor dem Ziel überquert man mit einer kleinen Fähre die Engstelle bei Tiquina, was ein echtes Erlebnis darstellt. Wir mussten alle aussteigen und mit einem kleinen Boot übersetzen. Unser Bus sowie andere Gefährte wurden über abenteuerliche aussehende “Fähren” über das Wasser transportiert.
Abenteuerliche Fährableger am Titicacasee
Auf der anderen Seite angekommen, durften wir wieder einsteigen und fuhren das letzte Stück in die kleine Stadt namens Copacabana, die auf der bolivianischen Uferseite des Sees liegt. Nicht zu verwechseln mit dem brasilianischen Strand, gibt’s hier entspannte Andenstimmung, Restaurants mit gegrillten Forellen, einen kleinen Hafen und legendäre Sonnenuntergänge über dem Wasser. Ansonsten ist der Ort touristisch und eher unspektakulär. Nach zwei Nächten in diesem Ort freuten wir uns auf das eigentliche Highlight am Titicacasee: Die Sonneninsel Isla del Sol.
Copacabana – Lohnt es sich?
Copacabana ist nicht nur das Tor zur Isla del Sol, sondern wer hier etwas Zeit hat, für den gibt es verschiedene Optionen. Sehenswert sind die Basilika von Copacabana, das wichtigste katholische Heiligtum Boliviens, und der Kalvarienberg (Cerro Calvario), von dem man den besten Sonnenuntergang über dem Titicacasee erlebt. Am Wochenende verwandelt sich der Ort in ein buntes Zentrum mit Märkten, Musik und traditioneller Fahrzeugsegnung. Es gibt auch zahlreiche Souvenirläden, durch die man bummeln und sich das ein oder andere Andenken zulegen kann. Mehr als einen Tag lohnt es sich jedoch nicht hier einzuplanen, da es ansonsten nicht allzu viel zu sehen gibt und der Ort recht touristisch wirkt. Eher untypisch für Bolivien und Backpacker-Gefühle kamen hier bei uns nicht auf.
Der Hafen in Copacabana
Fischliebhaber aufgepasst: Wer es gerne authentisch mag, für den ist ein Besuch in einem der zahlreichen kleinen Restaurants am Hafen, die sogenannten Kioscos, ein absolutes Muss. Hier gibt es kostengünstig frisch gefangene Forelle (Trucha) in verschiedenen Zubereitungsarten. Dazu ein kühles Bier und einen magischen Sonnenuntergang über dem Titicacasee. Ein absoluter Traum!
Fangfrische Trucha (Forelle) am Hafen in Copacabana
Klima und beste Reisezeit
Das Wetter am Titicacasee ist ganzjährig relativ mild, aber durch die Höhe mit rund 3.800 Meter über dem Meeresspiegel kann es tagsüber warm und nachts sehr kalt werden. Die beste Reisezeit liegt zwischen Mai und Oktober, während der Trockenzeit: klare Tage, strahlender Himmel und beste Sicht auf die Cordillera Real. Wir waren im Mai dort und hatten perfektes, sonniges Wetter. Tagsüber war es angenehm warm und nachts kühlte es ganz schön ab. Es gab auch einen unglaublich klaren Sternenhimmel und wir konnten sogar die Milchstraße sehen. Da waren wir froh, dass wir eine richtige Daunendecke in unserer Unterkunft hatten – ein absoluter Luxus in Bolivien und sogar Lateinamerika.
Von November bis März ist Regenzeit, also weniger ideal zum Wandern, aber landschaftlich besonders grün.
Die magische Isla del Sol
Die Insel teilt sich in einen Nord- und Südteil, wo es auch jeweils einen Bootsanleger gibt. Der Südteil Yumani ist meist zugänglicher und bietet eine gute Auswahl an einfachen Unterkünften und Restaurants. Zudem befindet sich an diesem Ende der Sonnentempel. Hier sind auch wir untergekommen und können diesen Teil der Insel nur empfehlen.
Im Süden in Yumani
Der Norden Challapampa hingegen ist mit seinen archäologischen Stätten wie Chincana und dem Felsen der Sonne (Roca Sagrada) geschichtsträchtiger. Zudem gibt es hier einige schöne Strände. Ein Fußmarsch von Nord nach Süd dauert rund 3–4 Stunden.
Im Norden in Challapampa
Fährfahrt auf die Insel
Die Fähre zur Isla del Sol Süd legt zweimal täglich um 8.30 Uhr und um 13.30 Uhr vom kleinen Hafen in Copacabana ab. Bezahlt haben wir 40 Bs pro Person (2025) bis zum Anleger Yumani. Die Tickets kauft man einfach am selben Tag vor der Abfahrt in den kleinen Kassenhäuschen vor dem Steg. Nach einer sehr gemütlichen Bootsfahrt von knapp zwei Stunden erreichten wir diese sagenumwobene Insel.
Das Fährboot zur Isla del Sol
Ankunft & Unterkunft auf Isla del Sol
Bei Ankunft wird zunächst ein kleiner Eintritt von 10 Bs pro Person fällig. Nun mussten wir zunächst eine steile Inka-Treppe erklimmen und einige Höhenmeter überwinden, bis wir unsere Unterkunft für die Tage erreichten. Ganz schön anstrengend mit unserem Gepäck auf über 3.800 Höhenmetern.
Die Inkatreppe
Seid ihr, wie wir auch, mit reichlich Gepäck unterwegs, würden wir euch empfehlen, den Großteil davon in der Unterkunft in Copacabana für die Zeit auf der Insel zurückzulassen und nur das Nötigste mitzunehmen. Es lohnt sich für den Ausblick ungemein, eine Unterkunft weiter oben zu nehmen und der Aufstieg kann in der Höhe ganz schön anstrengend werden. Wir hatten einen grandiosen Ausblick weit über den tiefblauen Titicacasee und die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real. Und das jeden Tag direkt von unserer Unterkunft aus!
Die Cordillera Real bei Sonnenuntergang
Untergekommen sind wir in der Ecolodge el descanso, die privat von einer super gastfreundlichen Familie vermietet wurde und die wir nur wärmstens empfehlen können. Absolutes Plus: Wir hatten richtige Daunendecken, einmalig auf unserer Reise durch Südamerika und super bei den kalten Nächten. Außerdem schien unser Häuschen noch ziemlich neu und ansprechend eingerichtet. Es gibt einige recht kostengünstige Gästehäuser dieser Art. Typischerweise ist das Frühstück inklusive und auf Wunsch kann man meistens ein Mittag- oder Abendessen dazu bestellen. Luxus sollte man auf der Insel nicht erwarten, der Standard ist meistens recht einfach, aber dafür gemütlich.
Unsere Ecolodge
Wie viel Zeit einplanen für die Isla del Sol?
Die meisten verbringen nur eine Nacht auf der Isla del Sol oder unternehmen einen Tagesausflug hierher. Doch wir buchten gleich vier Nächte, um uns eine ordentliche Portion Ruhe, frische Luft, Sonne satt, gutes Essen und traumhafte Wanderungen zu gönnen. Die beste Form der Erholung von den Strapazen der letzten Zeit und so konnten wir neue Energie für die bevorstehenden Abenteuer in Peru auftanken. Die Insel ist Entschleunigung pur. Also, bitte, wenn ihr zeitlich flexibel seid, lasst euch das nicht entgehen und verbringt hier unbedingt ein paar Tage. So könnt ihr zudem tiefer in die indigene Kultur und das Leben auf der Insel eintauchen. Lasst die spektakuläre Landschaft und friedliche Ruhe auf euch wirken. Es war einer der besten Orte auf unserer Reise durch Lateinamerika, der uns sehr positiv nachhaltig in Erinnerung geblieben ist.
Wunderschön gelegene Dörfer
Die Legende der Isla del Sol
Die sagenumwobene Isla del Sol, die Sonneninsel, ist die Wiege und heiliger Ort der Inka-Kultur. Der Legende nach soll hier der Sonnengott Inti am heiligen Felsen namens Piedra Sagrada geboren worden sein und von dort aus die Welt erleuchtet haben. Seine Kinder, Manco Cápac und Mama Ocllo, schickte er von hier aus los, um das Inkareich zu gründen (das heutige Cusco).
Blick auf den Templo del Sol
Wir haben zu Fuß die komplette Insel abgewandert und uns die bedeutenden archäologische Stätten, die noch heute von der spirituellen Bedeutung der Insel zeugen, angeschaut.
Templo del Sol
Der Sonnentempel
Im Süden der Insel, nahe des Ortes Yumani und unserer Unterkunft, liegt der Tempel der Sonne, in rechteckiger Steintempel, der einst der Verehrung des Sonnengottes diente. Seine Ausrichtung nach Osten lässt vermuten, dass er bei Zeremonien zur Sonnenwende genutzt wurde. Heute strahlt der Ort eine besondere Ruhe aus, die viele Reisende als fast mystisch beschreiben.
Chincana – das Labyrinth
Chincana im Norden der Insel
Der bedeutendste Fund im Norden der Insel ist die Chincana, auch „Labyrinth“ genannt. Die weitläufige Anlage aus verwinkelten Gängen und Kammern wurde vermutlich als Zeremonienzentrum und Wohnstätte für Priester genutzt. Wer durch die alten Mauern wandert, spürt die Geschichte dieses Ortes und wird am Ende mit einem grandiosen Ausblick über den tiefblauen Titicacasee belohnt.
Der Mesa Ceremonial
Unweit der Chincana befindet sich die sogenannte Mesa Ceremonial, ein flacher Steintisch, der in der Inka-Zeit als Opfer- oder Zeremonientisch diente. Hier sollen einst rituellen Opfergaben an die Götter dargebracht worden sein, meist in Form von Chicha (Maisbier), Kokablättern oder kleinen Gegenständen als Dank an Pachamama, die Mutter Erde. Der Ort wirkt bis heute geheimnisvoll und wird auch von Einheimischen noch für spirituelle Rituale genutzt.
Piedra Sagrada – der heilige Felsen
Nur wenige Gehminuten von der Chincana entfernt liegt die Piedra Sagrada, der „heilige Felsen“. Hier, so erzählt die Überlieferung, nahm die Geschichte der Inka ihren Anfang. Der Felsen gilt als Geburtsort der Sonne und als symbolischer Mittelpunkt ihrer Welt. Noch heute finden dort rituelle Zeremonien der Aymara- und Quechua-Gemeinschaften statt, ein eindrucksvolles Zeugnis für den bis heute lebendigen Glauben an die Kräfte der Natur.
Leben, Kultur und Landschaft der Isla del Sol
Die Inselbewohner gehören zur indigenen Aymara- und Quechua-Bevölkerung und leben traditionell von Landwirtschaft, Fischfang und Tourismus. Fast nirgendwo anders konnten wir das Leben der indigenen Bevölkerung so hautnah und ungefiltert erleben wie hier. Besucher können in kleinen, familiengeführten Gästehäusern übernachten und die lokale Küche genießen. Einfach, authentisch und herzlich. Vor allem bei dieser Aussicht über das glitzernde Wasser schmeckt es gleich noch viel besser.
Die indigene Bevölkerung der Isla del Sol
Die meisten Zutaten kommen von der Insel, manchmal sogar direkt aus dem Garten. Typisch ist hier die frisch gefangene Forelle (Trucha), meist gegrillt oder frittiert, serviert mit Reis, Pommes und Salat. Auch sehr lecker und sättigend ist eine traditionelle Andensuppe mit Gemüse und Quinoa (vegetarisch). Besonders gut sind die selbstgemachten Pizzen, die verschiedene Lokale anbieten. Dazu ein leckerer Wein oder ein frisch zubereiteter Saft, einfach nur köstlich!
Bei der Aussicht schmeckt es gleich doppelt so gut
Die Insel ist komplett autofrei und ohne asphaltierte Straßen, somit gibt es auch keinen Lärm und Abgase. Die Fortbewegung ist nur zu Fuß möglich über kleine Pfade oder per Boot. Die Luft in dieser Höhe ist extrem klar und dünn. Die Sonneneinstrahlung ist besonders intensiv und der Himmel erstrahlt in den unglaublichsten Blautönen. Da der Titicaca See bereits auf einer Höhe von 3.800 Metern liegt, überschreiten die Berge auf der Isla del Sol auch die 4.000er Marke. Das Bild ist geprägt durch terrassenartige Hänge, wo Landwirtschaft betrieben wird und dazwischen stehen jede Menge Esel rum. Ihre Rufe durchschneiden lediglich die Stille auf der Insel. Die Magie dieses Ortes hat uns absolut in seinen Bann gezogen.
Unterwegs begegnen einem viele Esel
Wanderung über die Isla del Sol – von Süd nach Nord (und zurück)
Die Wanderung über die Isla del Sol gehört zu den schönsten Erlebnissen am Titicacasee. Der Hauptpfad verläuft entlang des Rückens der Insel und verbindet die beiden Hauptorte Yumani (Süden) und Challapampa (Norden). Dabei eröffnen sich atemberaubende weite Panoramen über den tiefblauen, glitzernden See und die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Bergkette.
Wunderschöner Wanderweg über den Rücken der Insel
- Distanz (eine Strecke): ca. 8 bis 10 Kilometer
- Dauer: je nach Tempo und Fotostopps 3 bis 4 Stunden (wir haben knapp 3 Stunden benötigt)
- Höhenlage: zwischen 3.800 und 4.050 Metern – durch die dünne Luft spürt man die Höhe deutlich
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis moderat – es geht stetig bergauf und bergab, aber technisch ist der Weg gut begehbar
Wenn du die Insel in beide Richtungen läufst, solltest du also insgesamt mit etwa 6 bis 7 Stunden reiner Gehzeit rechnen. Viele Reisende wandern nur eine Richtung (meist Nord → Süd) und nehmen für die Rückfahrt ein Boot – das spart Zeit und Kraft und erlaubt mehr Zeit für die Ruinen im Norden (Chincana, Piedra Sagrada, Mesa Ceremonial).
Traumhafte Landschaft und Aussichten
Wir sind hin und zurück gelaufen und können die Tageswanderung sehr empfehlen. Sie zählt definitiv mit zu den besten, die wir in Südamerika gelaufen sind. Das Schöne ist, dass es sich um einen Rundwanderweg handelt, du also zwei verschiedene Wege nehmen kannst. Der eine, der über den Rücken der Insel führt, und der andere, der eher an der Küste entlang verläuft. Das macht den Wanderweg sehr abwechslungsreich. Wir sind in absoluter Ruhe durch die Natur über die Berge gewandert, passierten wunderschöne kleine ursprüngliche Dörfer mit reicher indigener Kultur und konnten die geschichtsträchtigen Orte der Inkas besuchen.
Pause im Ort Challapampa
Der Hafenort Challapampa im Norden der Insel eignet sich super für eine Pause und eine kleine Stärkung in einem der Restaurants im Ort. Nimm auf jeden Fall Bargeld mit, wir mussten an drei Stellen “Wegegeld” (je 10-15 Bs) bezahlen für die Nutzung der gut ausgebauten Pfade, die durch verschiedene Gemeinden führen.
Reise- und Wandertipps
Auf über 4.000 Metern Höhe
- Höhe beachten: Mit fast 4.000 m solltest du dich langsam akklimatisieren und viel Trinken.
- Wanderschuhe: Die Wege auf der Isla del Sol sind steinig.
- Sonnenschutz: Die Sonne in dieser Höhe ist besonders intensiv.
- Warme Sachen: Vor allem nachts kühlt es mitunter stark ab.
- Übernachtung: Einfach, aber gemütlich – Strom und warmes Wasser sind nicht überall selbstverständlich.
- Bargeld: Nimm ausreichend Bolivianos mit. Es gibt keine ATMs und Kartenzahlung wird nicht immer akzeptiert.

0 Kommentare